Deutsche Erfolge

In der alten Bundesrepublik setzte ein Mann neue Maßstäbe, dessen Name ein Synonym für Fechten werden sollte: Emil Beck. Am 20. Juli 1935 als jüngstes KindEmil Beck einer 13-köpfigen Familie in Tauberbischofsheim geboren und 1951 durch einen Kinofilm auf diesen Sport aufmerksam geworden, wurde zum Inbegriff des Medaillenschmieds. Er kreierte eine neue Fechtschule, schuf um den "FC TBB" ein effizientes Leistungszentrum, räumte viele Widerstände aus dem Weg und machte die badische Kleinstadt mit Beginn der 70er Jahre weltbekannt.

Becks Erfolgsstatistik ist phänomenal. Allein in den drei Jahrzehnten von 1968 bis Ende 1998 errangen seine Tauberbischofsheimer Fechter Titel und Edelmetalle säckeweise: 18 olympische Medaillen, 74 bei Welt- und 28 bei Europameisterschaften sind die stolze Bilanz. Hinzu kommen 34 Europa- und 129 Weltcupsiege sowie der Gewinn von 399 deutschen Meistertiteln. Dies dürfte einmalig auf der Welt sein. Am 12. März 2006 verstarb Emil Beck plötzlich und unerwartet an Herzversagen.

1973 holte die deutsche Mannschaft bei der WM sensationell Gold und sorgte für das "Wunder von Göteborg". 1976 veredelte Degengenie Alexander Pusch seinen WM-Erfolg von 1975 mit dem Olympiasieg in Montreal. Puschs Vereinskollege Jürgen Hehn sicherte sich die Silbermedaille. Den großen olympischen Coup landete auch das Herrenflorettteam, zu dem im übrigen Thomas Bach gehörte, der später als Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und heute als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) seine Karriere auf sportpolitischer Ebene fortsetzte.

Der Tauberbischofsheimer Arnd Schmitt, heute Zahnarzt in Bergisch Gladbach, gewann 1988 die olympische Goldmedaille. Diese Spiele inOlympische Spiele 1988 - Seoul Südkorea waren schlechthin der Höhepunkt des deutschen Fechtsports. Dazu trugen vor allem die Florettdamen Anja Fichtel, Sabine Bau und Zita Funkenhauser bei, die in dieser Reihenfolge Gold, Silber und Bronze sowie gemeinsam noch einmal Mannschafts-Gold holten. Dieses Frauentrio war die schlagkräftigste Gemeinschaft, die das deutsche Fechten jemals hervorgebracht hat.

Die Offenbacherin "Conny" Hanisch schrieb mit den Siegen 1979, 1981 und 1985 eine WM-Titeltrilogie und freute sich 1986 über die Wahl zur "Sportlerin des Jahres". 

Im Herrenflorett der Beste in der Welt zu werden, wird von vielen als die Krone des Fechtsports bezeichnet. Geschafft haben dies vier deutsche Athleten: als Erster Friedrich Wessel 1969 und 1970, 1987 dann Mathias Gey, 1989 und 1993 Alexander Koch sowie 1991 Ingo Weißenborn.

Nur ein Deutscher konnte hingegen die Nummer Eins im Säbel werden; nämlich Felix Becker, der 1994 in Athen Weltmeister wurde.

Enttäuschend war die Medaillenausbeute bei den Olympischen Sommerspielen in Atlanta. Einzig das Damenflorett-Team griff nach Bronze. Vier Jahre später lief es wieder besser: Ralf Bißdorf gewann Silber im Herrenflorett-Einzel; Rita König und Willy Kothniy freuten sich über Bronze. Kothny holte mit der Säbelmannschaft nochmals Bronze. 2004 in Athen erfocht sich die Damendegenmannschaft die Silbermedaille, das Herrendegen-Team gewann Bronze.

Aber auch bei Weltmeisterschaften blieben die Deutschen Fechterinnen an der Spitze. Sabine Bau durfte sich 1998 in der Schweiz über Gold freuen, Claudia Bokel setzt sich ausgerechnet in Frankreich 2001 gegen Laura Flessel durch und 2003, sowie 2006 schlug der Koblenzer Peter Joppich zu.  Joppich gehört gemeinsam mit dem Bonner Benjamin Kleibrink zu den potentiellen Medaillenkandidaten.

 

 

 

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Teile aus: FECHTTRAINING von Barth/Beck (Hrsg.), A. Schirmer, Meyer & Meyer Verlag Aachen, 2000, Seiten 17 ff.